Saiten wechseln
Saiten sind wichtig
Der Klang einer Ukulele wird erstaunlich stark durch den verwendeten Saitentyp beeinflusst. Preiswerte Ukulelen können oft durch die Verwendung besserer Saiten klanglich sehr aufgewertet werden. Denn manche Billig-Saiten sind wirklich miserabel — sie intonieren schlecht (d.h. die Töne klingen schon aufgrund der Saiten schief), und klingen dumpf und häßlich… Mit guten Saiten klingt dann dieselbe Ukulele wie ein völlig neues Instrument.
Welche Saiten am besten zu welcher Ukulele am besten passen, ist jedoch meist nur durch Ausprobieren herauszufinden. Man sollte also nicht bei den Saiten sparen — und es ist durchaus sinnvoll, mit einer gern gespielten Ukulele ein paar unterschiedliche Saitentypen auszuprobieren.
Zu dem Thema habe ich mal hier vor vielen Jahren ein Video gemacht. Zwar gibt es inzwischen auch viele andere interessante Saiten, aber es demonstriert, welchen klanglichen Unterschied verschiedene Saiten mit derselben Ukulele machen können.
Haltbarkeit von Saiten
Bei der Sopran-Ukulele mit rückläufiger Stimmung werden Saiten normalerweise weit unterhalb ihrer Belastbarkeitsgrenze genutzt. Hier wird es nur selten passieren, daß eine Saite reißt. Wie stark Saiten verschleißen, hängt sehr von der Spielweise ab. Bei manchen Spielern halten Saiten viele Jahre, andere müssen sie nach wenigen Monaten oder gar Wochen wechseln. Man sollte Saiten jedenfalls wechseln, wenn Verschleißerscheinungen wahrnehmbar werden, wie z.B. deutliche Rauhigkeit dort wo die Saiten angeschlagen werden, oder Verschleißspuren, wo die Saiten gegen die Bünde gedrückt werden, oder wenn eine Saite nicht mehr vernünftig intonieren will.
Allgemeines Vorgehen beim Saitenwechsel
Zuerst werden die alten Saiten entfernt. Diese Gelegenheit kann man zur Reinigung sonst schwer erreichbarer Stellen nutzen. Beim Aufziehen der neuen Saiten muß auf eine ordentliche Befestigung der Saiten am Saitenhalter und am Stimmwirbel geachtet werden, dies funktioniert je nach Typ ein wenig unterschiedlich. Achtung: Jeder Saitensatz ist für eine bestimmte Mensur und Stimmung ausgelegt, nicht bestimmungsgemäße Verwendung kann zu klanglichen Defiziten führen. Jede der vier Saiten in einem Satz ist genau für ihren Stimm-Ton ausgelegt, d.h. die A-Saite sollte auf jeden Fall auch auf A gestimmt werden, usw. Daher sollte man die Saiten nicht untereinander vertauschen, und jede an der für sie bestimmten Position aufziehen.
Falls die Ukulele direkte Mechaniken hat, sollte man die Schrauben der Mechaniken vor dem Saitenwechsel ein wenig (aber nicht vollständig!) lockern, so daß die Mechaniken mühelos gedreht werden können, sich jedoch noch nicht allein durch die Saitenspannung aufdrehen. Nach dem Saitenwechsel müssen die Schrauben wieder so weit angezogen werden, daß die Saiten sicher gehalten werden, die Mechaniken jedoch immer noch zum Nachstimmen gedreht werden können.
Befestigung am Saitenhalter
Jede Saite wird zuerst am Saitenhalter, dann am Stimmwirbel befestigt. Für die verschiedenen Saitenhalter-Typen funktioniert dies wie folgt:
Schlitz-Saitenhalter
Bei diesem Saitenhalter-Typ wird erst das Ende der aufzuziehenden Saite mit einem Achtknoten versehen. Dann wird die Saite mithilfe dieses Knotens am zugehörigen Schlitz befestigt — der Knoten befindet sich dann in der Öffnung unterhalb des Schlitzes.
Der Nachteil dieses Saitenhalter-Typs ist, daß Saitensätze mit besonders dicken oder besonders dünnen Saiten unter Umstände zu Problemen führen, sehr dicke Saiten passen u.U. nicht durch ihren zugehörigen Schlitz, bei sehr dünnen Saiten rutscht möglicherweise der Knoten durch den Schlitz hindurch. Wenn eine Saite zu dick ist, muß der Schlitz ein wenig erweitert werden (z.B. mit feinem Sandpapier). Wenn bei einer zu dünnen Saite der Knoten durchrutscht, helfen u.U. Mehrfachknoten.
Knüpfsteg-Saitenhalter
Dieser Saitenhalter ist im Prinzip eine verkleinerte Verstion des Saitenhalters einer klassischen Gitarre. Wie bei der Gitarre wird ein Zimmermannsknoten verwendet, um die Saiten zu befestigen. Es gibt zahlreiche Anleitungen für Saitenwechsel bei der Gitarre, die das Vorgehen bei diesem Saitenhaltertyp ausführlich beschreiben. Es ist gute Praxis, die abgeschnittenen Enden der Saiten unter die Knoten der Nachbarsaiten zu führen, wie auf der Abbildung, damit sie nicht die Schalldecke berühren — dies kann unter Umständen zu Schnarren führen. Meist ist dies jedoch kein Problem, ich war selbst bei einigen Ukulelen zu bequem dazu…
“String-thru”-Saitenhalter
Dieser elegant aussehende Saitenhaltertyp hat den Vorteil, daß nur eine sehr kleine Brücke benötigt wird — damit wird die Brücke leichter, somit wird die Schwingung effizienter auf die Schalldecke übertragen. Nur wenige hochwertige Instrumente verwenden meines Wissens diesen Saitenhaltertyp.
Der Nachteil liegt in der ungewohnten Handhabung. Die Saiten müssen durch das jeweils zugehörige Loch ungefähr so weit eingeführt werden, daß sie wieder aus dem Schallloch herausragen können. Um das Schallloch zu “treffen”, dreht man während dem Einführen die Saite und beobachtet, ob sie im Schallloch sichtbar wird, und angelt sie dann mit den Fingern heraus. Das ist nicht so kompliziert wie man befürchten könnte. In das aus dem Schallloch ragende Saitenende wird dann ein Achtknoten geknüpft. Nun kann die Saite wieder so weit zurückgezogen werden, bis sie durch den Knoten unterhalb der Brücke festgehalten wird — dieser sollte freilich nicht durch das Loch passen.
Befestigung am Stimmwirbel
Nachdem eine Saite am Saitenhalter befestigt wurde, kann sie am Stimmwirbel befestigt und gestimmt werden. Hierzu wird sie zweimal durch das Loch im Stimmwirbel geführt. Nun werden die Saiten durch Drehen an den Knöpfen der Mechaniken gespannt, die Saiten sollten dabei durch ihren zugehörigen Sattelschlitz geführt werden. Die Wirbel auf der rechten Saite des Kopfes müssen rechtsherum gedreht werden, die Wirbel auf der linken Seite linksherum. Die Saiten müssen dabei nach unten aufgewickelt werden, damit sie stramm genug in ihrem Sattelschlitz sitzen. Beim Spannen der Saiten sollte man sie bis zu ihrem Stimmton stimmen, große Sorgfalt ist dabei nicht nötig, da sie sich anfangs sowieso schnell wieder verstimmen. Das Saitenende sollte man nach dem Aufziehen und Stimmen weit genug abschneiden, daß es nicht beim Spielen oder Stimmen stört.
Direkt nach dem Aufziehen verstimmen sich die Saiten sehr schnell wieder, der Ton sackt dauernd ab. Dies wird im Laufe der Zeit immer besser, beschleunigen kann man es, indem man die Saiten vorsichtig vordehnt, indem man sie kurzzeitig (für ein paar Minuten) ein wenig (1 oder maximal 2 Halbtöne) höher als vorgesehen stimmt. Man sollte es jedoch nicht übertreiben — bei sehr deutlich zu hoher Stimmung kann die Ukulele beschädigt werden (z.B. die Brücke reißt ab). Will man das Instrument schonen, so stimmt man jeweils immer nur eine einzelne Saite kurzzeitig etwas höher als vorgesehen, besonders bei harten Saiten, hohen Stimmungen (z.B. ADFisH) oder wertvollen Instrumenten ist dieses Vorgehen zu empfehlen.
Ich übernehme selbstverständlich keine Verantwortung für Schäden, die beim Stimmen einer Ukulele oder beim Aufziehen von Saiten entstehen können — ich versichere lediglich, daß ich meine eigenen Ukulelen stets auf diese Weise besaitet habe, und noch nie ein Problem damit hatte. Jede Ukulele sollte es klaglos aushalten, daß eine einzelne Saite kurzzeitig 2 Halbtöne höher als vorgesehen gestimmt wird. Wenn hierdurch die Ukulele beschädigt wird, so ist dies als Fehler des Instruments zu werten. Es passiert recht selten daß bei einer Ukulele eine Brücke abfliegt — aber es ist ein Fehler, der prinzipell auftreten kann. Dies muß nicht unbedingt schon beim Stimmen oder Vordehnen der Saiten passieren — wenn es passiert, dann oft wenn man es am wenigsten erwartet, z.B. irgendwann in der Nacht… mir ist es allerdings noch nie passiert, obwohl ich viele Ukulelen habe.